So, so, der Jude ist nicht treu. Ach herje, die arme Sienna. Meine allerliebste R., die du ja auf der Suche nach einem Traummann bist und mit der ich viele Stunden lechzend von der inhaltlichen Tiefe vergangener Jude Law Filme angetan vor dem Bildschirm verbracht habe, vielleicht solltest du dich ja als Kindermaedchen bei Herrn Law oder (Ex-)Frau Frost bewerben? Ist als Berufseinstieg auch spannender als Sprachassistentin in Harvard, Yale oder sonst wo! Vielleicht darf ich Jude dich dann ja auch 'mal besuchen kommen?!

Apropos Kreditkarte...ich habe gehört, man könne bei



jetzt auch mit Kreditkarte bezahlen. Als nun fast schon in nordamerikanischen Ausmaßen von der Kreditkarte Abhängige stellt sich mir nun die Frage, ob ich meinen 0,99€ Basmatireis und all die tollen wöchentlichen Angebote auch mit bezahlen kann. Ehrlich, ich bin in den USA vor Freude ganz verrückt geworden, als ich ein ALDI Schild entdeckt habe.

Heute ist meine Ersatzkreditkarte angekommen, gleichzeitig mit der Geheimzahl und alles auch noch an die falsche Hausnummer geschickt. Ob das Datensicherheit ist??? Zumindest wurde letztere als Grund angegeben, warum ich nicht per Telefon meine neue Anschrift durchgeben konnte, sondern meine Heimatbank ein Fax an die Kartenversendestelle schicken musste. Man sieht ja, welch hervorragende Datenvollständigkeit und Kundensicherheit das ergibt...
14 Tage Armut Leben ohne Kreditkarte sind aber immerhin vorbei, bin ich froh. Irgendwie musste es aber auch sein :-( Da der Herr, dem ich bedenkenlos die Viacard zur vertraulichen Aufhebung gegeben hätte, sich schon vor einiger Zeit aus dem Staub gemacht hatte, musste ich die Karte wohl verlieren und eine Odyssee bei der Sperrung und Neubestellung durchmachen. Schäm dich, Andi!

Was mir in Deutschland so fehlen wird, typisch Kanadisches eben oder auch untyipsches, an das ich mich hier gewoehnt habe - ausserdem kann ich so meiner Listensucht froehnen:

• frozen Chillate moccha und weil ich ja ein Kaffeeweichei bin, wohl noch mehr chocolat chaud glace
• Menschen, die mir immerzu die Tuer aufhalten, ja ich habe mich so daran gewoehnt, dass ich mir neulich im Rideaucenter gar die Nase gestossen habe, weil die Dame vor mir dem ueblichen Schema nicht gerecht wurde
• Essen gehen, auswaerts fruehstuecken, Mittag essen und Dinner haben und jeweils deutlich unter $10
• saubere Strassen, auf denen man Fahrrad fahren kann ohne Angst vor Glasscherben
• Schnee
• das Einfrieren der Rotzedes Naseninhaltes bei -11 Grad
• mein Bier im Beerstore bestellen zu muessen, wobei Ontario da die Steigerung ist, in Montreal hatte ich mich ja an Wein nur bei SAQ gewoehnt und das auch ohne Erfolg, da sie 3 Monate streikten oder so, aber fuer Bier so wie fuer aehm Methadon in der Apotheke anstehen, grossartig
• rauchfreie Cafes, Bars, Clubs und Patios, irgendwie riecht man angenehmer und die Klamotten am naechsten Morgen auch
• gewaesserte Strassen
• Naechte bei 25 Grad
• Naechte bei -25 Grad
• Sushi ueberall und nirgendwo, ganz billig
• 24 Stunden study space in der Bib
• Laika
• Tee mit Kodein und andere Gedankenaussetzer
• Depanneurs, ueberall und so nahe an meinem Bett, dass ich meine Bestellung aus dem Fenster haette rufen koennen; tatsaechlich habe ich mich gegen Ende in Schlafklamotten zum Muffin- und Telefonkartenkauf aufgemacht
• Die Abhaengigkeit von Cranberry Juice und damit verbundene Diskussionen
• blaue Nuancen in Iaqluit
• eh?! Auch wenn es 8 Monate dauerte, bis ich es staendig hoerte
• Das Vol de nuit samt Nicky und "but I am the owner"
• Gasalarm und Danny's Oberarme, die die Anlage ausschalten. Darf man einen Mann auf Oberarme reduzieren?
• I wear my sunglasses at night
• Sean Paul und Beyonce
• Tam-Tam, auch wenn ich jetzt nicht jeden Sonntag auf den Berg geklettert bin
• dass das Zusammensein niemals ein Ende fand: You are going home - nowww??? und "Wie, du willst schon gehen?"
• Canadian Identity und all die Diskussionen darueber
• Shoppen am Sonntag
• Ogilvy und den Estee Lauder Counter, auch den in La Bay
• meine $500 Miete bar in $20-Scheinen bezahlen
• Gin Tonic fuer $3,50
• dass Franzosen und Englaender sich auf einmal so vertraut und nahe anfuehlen, eine gemeinsame und verbindende europaeische Identitaet, ganz ohne dramatische Diskussionen
• den alten Kiffer
• Dass auf Bussen "Sorry! Out of order" steht
• die Ruhe in Nunavut
• Canada Day, was fuer ein froehlicher, schoener und stimmungsvoller stolzer Nationalfeiertag
• 24 Stunden Supermaerkte
• Der Geruch von Gras, der als Wolke durch das Ghetto und das Plateau zieht
• Eichhoernchen in Massen hassen zu koennen
• Stau am Sonntag Nachmittag auf St. Laurent

Manche Dinge will ich einfach nicht vermissen und hoffe, dass sie weitergehen werden.

Ahhh...mein Wunschkanzler sieht aus wie Harry in aelter....gut, dass ich das Buch ausgelesen habe. Ich koennte ja jetzt hier erzaehlen, dass...aber ich habe ja versprochen: "Kein Wort!"

Zucchini, Tomaten, Zwiebeln und Kartoffeln - was fuer eine gute Mischung. Der Geschmack macht mich gluecklich und erinnert mich an warme Tage in Omas Garten.

Warum MANN unbedingt mit mir nach N. ziehen sollte...
Eine Liste, die weder geordnet noch vollständig ist, aber ein wenig Werbung machen soll, damit die Vorfreude wächst und nicht kleiner wird:

• N. ist eine von 11 Metropolregionen Deutschlands
• Es gibt mindestens 4 Sushiläden
• N. hat einen Flughafen, der Globetrotter unkompliziert in weit entfernte Ziele bringen kann
• Es hat garantiert mehr Biergärten als z.B. W.
• Hier fuhr die erste Eisenbahn Deutschlands
• Noch ist die Stadt SPD regiert, braucht aber jeden Unterstützer!
• Die Partnerstädte sind cool, z.B. Nizza oder Prag, aber auch San Carlos in Nicaragua könnte bei Südamerika-Arbeitsplanungen bestimmt nützlich sein
• der Dürerhase
• Du kannst mir noch einmal die schöne Geschichte von dem Hufabdruck auf der Burg erzählen
• Nürnberg ist Austragungsort bei der WM 2006
• Der Zoo ist 2006 renoviert
• China hat ein Europabüro in N. und wir wissen sowohl aus der Globe and Mail als auch aus dem Spiegel, dass uns die Chinesen überollen werden. Da sollten wir wenigstens mitrollen können.
• Es gibt einen täglichen Hauptmarkt.
• der Christkindlesmarkt
• UNESCO Preis für Menschenrechtserziehung 2000
• Schäufle, ...obwohl ...hier gewinnt die Currywurst für mich, aber dich macht sie nicht satt, daher geht der Punkt an N.
• das größte Imaxkino Europas mit der tollsten kellnernden Frau Lehrerin der Welt
• Lebkuchen
• Die blaue Nacht
• Kostümverleih ,-)
• die Haircutcompany mit Liegen für die Haarwäsche
• Meine Eltern sind nicht im gleichen Großraum eines öffentlichen Verkehrsbundes.
• § Jahre in Erlangen hatten nicht zur Folge, dass ich N. besser kenne, das kann doch nicht gut sein!!!
• Ich kann dich nach Ansbach fahren, auf dich warten und abends kannst du dich von der Prüfung in unserem Bett erholen.
• Meine Waschmaschine wartet auch nur 100km entfernt auf ihre Abholung.
• N. hat ein Strandcafé, gleich neben dem Reichsparteitagsgelände - Dokumentationszentrum
• Rock im Park
• Pfefferminzduschen im Hotel Luise sind auch gut erreichbar.
• Tief in unseren Herzen fehlt uns beiden die fränkische Herzlichkeit zutiefst
• Wohnungssuche in Franken hat auch 'was
• Ich habe so ein schönes Kleid für das nächste Schlossgartenfest..gut, das ist in Erlangen, aber wir schließen Erlangens Vorzügge gleich 'mal großzügig ein
• Prag ist viel näher als anderswo
• Die Alpen sind auch max. 3h entfernt
• In E. wurde die mp3 Technik entwickelt. Wenn wir schon keine Ahnung haben, sollten wir wenigstens in der Nähe des Frauenhoferinstituts bleiben.
• Wir sind schneller und kostengünstiger in München, auf Hütten und bei Oktoberfesten
• Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge ist in N.
• eine familienfreundliche Region
• So viele Burschenschaften, über die man so nett lästern kann
• Das Straßenbahndepot in St. Peter, das es an Attraktivität LOCKER mit dem Münzmuseum in Ottawa aufnehmen kann
• In der Medizinhauptstadt könnte dein Rücken bestimmt besonders gut wieder aufgerichtet werden
• In der Zahnklinik kannst du umsonst und besonders sorgfältig behandelt werden
• die fränkische Seenlandschaft

Auf dem Heimweg vom Einkaufen bin ich in ein Gewitter geraten, freute mich schon auf die Erfrischung durch die Regentropfen auf meiner Haut. Pustekuchen - alles dampfte und der Regen war so warm, dass ich noch mehr ins Schwitzen geriet. Aber das ist zumindest ein Sommer, der seinen Namen verdient. Alle Ottawaner beklagen jedoch, dass er viel zu früh und zu heiß daher gekommen sei...

Die ersten Dias aus Nunavut habe ich heute bekommen. WOWWWWWW!!!!! Die sind so schön, ich musste mich erst einmal in der Mall hinsetzen, gucken und ein bisschen flennen. So blau, so weiß, so schön...
In Kanada gehört zur Gratisentwicklung übrigens auch das Rahmen dazu, so dass ich mit meinem Schatz gleich einen Diaabend werde machen können.
Noch 21 Tage bis ich endlich in seine Arme fallen kann.

"Dein Brief war aber auch wieder unheimlich lange unterwegs."
"Ich habe ihn Sonntag abgeschickt, wann war er denn da?"
"Freitag."
"5 Tage - das ist doch nicht lange?"
"Ja, aber per Luftpost..."

Richtig, als die Post noch die Bundespost und überhaupt alles viel besser war, da kam der Luftpostbrief aus Kanada bestimmt in 2 Tagen an.

Heute Nacht ist es soweit, der neue Harry Potter - Roman wird veroeffentlicht, "Harry Potter and the Half-Blood Prince". Mein Examplar ist reserviert, 35% guenstiger als der Listenpreis und $2 vom Preis geht auch noch an eine wohltaetige Stiftung. Gegen 23 Uhr werde ich mich zum Kinderbuchladen in Westboro aufmachen und eine Saft- und Keksparty geniessen. Bisher habe ich so etwas noch nie mitgemacht, aber so habe ich nach dem Kid Rock - Konzert/Bluesfest eine nette Abwechslung ;-). Ich mag die Buecher, wenngleich ich mir das bis zum Erscheinen des dritten Bandes nicht vorstellen konnte. Aber dann hat es mich gepackt, spannende Unterhaltung ist es. Allerdings zerstoert es meine eigentlich gerade literarisch hochwertige Leseauswahl mit Steinbeck und Melville. Egal, ich lese, was ich gerne lese und bin daher immer noch froh, Proulxs Schiffsmeldungen irgendwann mittendrin beiseite gelegt zu haben. Das war meines Erachtens einer der langweiligsten Romane, die je mit dem Pullitzerpreis ausgezeichnet wurden. Daher gilt nicht nur fuer den Sommer sondern auch in der Literatur fuer mich: Lesen ist, was in deinem Kopf passiert. Wird nichts in der Phantasie angeregt, ist etwas falsch. Mit dem Buch, nicht mit mir wohlgemerkt!

"Geben Sie dem Innenminister wieder Strom, damit er weiterreden kann."

Live-Ticker sind grossartig, wenn sie auch der originalen Redekunst unseres Innenministers kaum gerecht werden koennen.
Einmal durfte ich ihn im Bundestag zur Fragestunde in echt erleben. Auch da hat er mit Genuss zelebriert. Das Thema war die "Anthraxgefahr", erinnert sich noch jemand? Eigentlich wollte die Opposition aber ueber den anstehenden Irakkrieg und Deutschlands (Nicht-)rolle darin diskutieren...nicht mit Minister Schily. Er hat auch damals en detail dargelegt, worin nun die Gefahr von Anthrax bestehe, was das eigentlich sei, wie wahrscheinlich ein Anschlag sei und so weiter. Die Koepfe so mancher in den Sesseln wurde immer roeter und roeter...Ach Mensch, wuerde ich heute gerne im Ausschussraum sitzen und durch Zuhoeren das Reden und Maltraetieren lernen!

Warum fotografieren deutsche Touristen in San Francisco und Vancouver Chinatown wie verrückt, lieben Little Italy überall in Kanada und haben daheim Angst vor Ghettobildung?
Wieso haben Seminare zum gleichen Thema rasenden Zulauf und warum wird Migrationspolitik links liegen gelassen und das sogar bei Menschen, die sich zur Bildungselite zählen möchten?
Wer setzt sich überhaupt ernsthaft mit Migrationspolitik (oder aber Ausländer- und Asylpolitik) auseinander, versteht Ursachen und Bedingungen, bevor er sich möglichen Auswirkungen zuwendet?

Die Fitnessclubmitgliedschaft im Sommerset Recreational Centre bringt mich auch noch zum Nachdenken. Gestern lernten Kinder schwimmen, während wir zu Abba-Musik durchs Wasser hüpften. Zwei Mädchen waren dabei, die einzigen mit Schwimmkappen, Leggings und T-Shirts unter den Badeanzügen. Aber sie waren dabei. Kann man sich bei uns Bademeister und Grundschulsportlehrer vorstellen, die auf solche Kompromissideen überhaupt kommen?

Archive sind umstaendlich. Nehmen wir an, ich moechte mich mit Kommunikation auf hoechster Regierungsebene beschaeftigen, Berichte an Privy Council 1871f. lesen. Ich weiss, dass die zur Recordgruppe 2 gehoeren. Ich konsultiere also den RG2 Ordner, der mich auf die Fundhilfen 2-7 bis 2-9 verweist. Diese wiederum klaeren mich darueber auf, welche Volumen von Verzeichnissen ich aus dem Archiv bestellen muss. Das tue ich, darf nun 24h warten, bis die Verzeichnisse da sind. Wenn ich dann in den Verzeichnissen die entsprechenden Reportnummern gefunden habe, kann ich die wiederum bestellen und werde sie, sollten sie nicht unter den Information Act fallen, nach weiteren 24h in den Haenden halten. Puh. Ich darf gar nicht daran denken, wie viel Spass ich erst haette, wuerde ich Berichte und aehnliches konsultieren muessen, die unter das ominoese Gesetz fallen und Ansicht daher gesondert und wohl begruendet beantragt werden muss.

Mein PC hat keine Festplatte mehr, jedenfalls keine, die zuverlaessig arbeiten wuerde. Die dritte, die sich in meinem Kanadajahr verabschiedet, wenn auch an drei unterschiedlichen Computern. Bekommen Praktikanntinnen die schlechtesten PCs oder liegt es vielleicht, vielleicht doch an mir? Ich spruehe vielleicht zu viele Funken und verlange zu viel Multitasking.
Nun springe ich, von einem freien Arbeitsplatz zum naechsten. Heute sitze ich an Allisons Platz, es haengen Chagallposter an der Wand und von ihrer Pinnwand laechelt mich ein Mittelschnauzer an. Moment, ist das mein Platz, oder was? Aehnlichkeiten gibt es...

"Ich finde Aufstoßen in der Öffentlichkeit widerlich und respektlos", sagte sie und schnitt sich ihre Fußnägel im Bett.