Mittwoch, 22. Juni 2005

Ottawa

Das Viertel, in dem ich hier wohne, ist in einem eher schlechten Zustand. Allerdings steht es um das Viertel noch besser als um mein Haus, was aber nicht fuer das Viertel sondern gegen mein Haus spricht :-)
Ja, ja, ich wohne im Bruchhaus 44 1/2 (ich haette mir denken sollen, dass halbe Nummern nichts Ganzes sind!) inmitten Bruchhausen.
Vorgestern habe ich ein wenig die Gegend erkundigt...an den Litfass-Saeulen plakatiert die Gemeindepolizei ihre Bemuehungen gegen die illegalen Aktivitaeten vor Ort und Hèlène, eine 42jaehrige Prostituierte, HIV-positiv, wird gesucht. Ein Herr bietet dagegen seine unschlagbar guenstigen Dienste im Ueberspielen von Heimvideos auf DVD an. Dienstleistung hat Zukunft!
Auch wenn es doof klingt, ich mag mein neues Zuhause trotzdem. Man merkt wohl doch die Herkunft - Verbundenheit zum Ghetto bleibt. Ausserdem bekomme ich hier die billigsten Shwarmateller in ganz Ottawa und einer der 100 Libanesen hat sogar Erdinger als Fassbier. Das muss der deutsche Einfluss sein, denn gleich neben dem besten Smoked Meat von Ottawa, "importiert aus Montreal", preist Prosit, das exildeutsche Oktoberfestlokal seine Dienste mit freitaeglicher Liveunterhaltung an. Neben den Libanesen gibt es auch ein paar Vietnamesen, die den Uebergang in die sich anschliessende Chinatown, bzw. -strasse, markieren. Es gibt Reinigungen, die auch "area rugs" annehmen und bei den netten Automechanikern bekomme ich bereits nach 2 Tagen guenstige Angebote. Schade, dass ich gar kein Auto habe! Einen Supermarkt habe ich noch nicht gefunden, nur Convenient Stores, dafuer habe ich beim Gewitterguss Zuflucht im Oekoladen gesucht und beschlossen, mal wieder ein paar Wochen gesund zu essen. Nach der Arktis sind organische Lebensmittel auf einmal ueberraschend erschwinglich. Mit vollem Rucksack, ich habe auch noch bei Al-Jazeera, dem arabischen Laden meines Vertrauens, Couscous und Konsorten eingekauft, fahre ich auf meinem Bruchfahrrad zum passenden Haus. Natuerlich gruessen mich die Herren in den Vorgaerten und Terrassen der Siedlung mit erhobenen Bierflaschen.

Dienstag, 21. Juni 2005

PHI

Da bin ich nun immernoch ganz wolkig im Kopf, aus der Arktis in DIE Stadt schlechthin und dann gen Ottawa...ich fuerchte, ich muss mein Urteil ueber die USA revidieren: Ich liebe NYC!!! Diese Stadt ist so grossartig, so toll, so...West Village, ich komme!

Und nun bin ich in der kanadischen Hauptstadt, gefangen im Nationalarchiv sozusagen...gaehn! Ich wusste, warum ich mich nicht fuer Geschichte eingeschrieben habe, nicht einmal fuer Neuere und Neueste...da ich 1000 Erklaerungen unterschrieben habe, in denen ich mich zur Geheimhaltung und noch viel mehr verpflichten musste, sei zu dem Praktikum hier nur gesagt, dass ich the rationale, purpose, and the perspectives von den ein und anderen verhandlenden Parteien bezueglich diesem oder jenem Treaty untersuchen darf und deshalb hochspannende Briefwechsel und Notizen aus vergangenen Jahrhunderten durchlesen darf. Mein ganzes Studium ueber habe ich Dokumente, an denen Mikrofilm stand, als nicht vorhanden interpretiert :-) und nun darf ich das 100fach wettmachen.
Meine Begeisterung wird bestimmt noch steigen und ueber meine Wohnung gibt es natuerlich auch wieder viel zu berichten, aber das folgt ein anderes Mal, denn nun heisst es: An die Arbeit!

Dienstag, 14. Juni 2005

Iqaluit

iq von entfernt



iqaluitvom meer

Und ich wollte noch Abschied nehmen!

Heute Mittag war das Abschied nehmen mit dem Boss, bei Fish and Chips im Frobisher Inn Restaurant. Heute Abend koche ich dann deutsches Abschiedsessen in der WG fuer ein paar Leutchen. Haehnchenschnitzel in Zwiebelsahnesauce mit Kartoffelpueree...deutscher kann ich nicht :-) Es wird auch so hart genug ohne die "Maggi Fix fuer Zwiebelsuppe" - Packung!
In 25 Stunden fliege ich. Alles fuehlt sich komisch an.

Montag, 13. Juni 2005

Abschied naht

So langsam werde ich sentimental, mir bleiben auch nur noch 3 Tage in der Arktis. Einerseits faellt mir ein bisschen die Decke auf den Kopf, andererseits "habe ich noch nicht fertig". Irgendwann, in nicht allzu ferner Zukunft will ich wiederkommen. Mit dem Kajak im Sommer herumfahren, im Winter mit dem ski-doo auf Tierjagd gehen und die beiden Nationalparks etwas weiter erkundigen. Die Legion habe ich ja auch erfolgreich vermieden, ob es das nachzuholen gilt, bleibt abzuwarten :-)

Am Wochenende bin ich ein bisschen durch die Gegend geschlendert, gelaufen, gewandert. Ganz eindeutig: der Sommer ist da. Irgendwie hat mich Iqaluit an meinen allerliebsten Freizeitpark erinnert. Der Geruch von Grillfleisch erinnert, komische Geraetschaften und Baumassnahmen ueberall, waehrend wenige Meter weiter Kinder, die auf eher nicht so anheimelnden Spielgeraeten herumklettern, waehrend anderswo Menschen mit nackten Oberkoerpern ihr sommerlich kuehles Bier geniessen. Anstelle der Enten und Pferdekarren rennen ueberall planlos Hunde durch die Gegend. Eine seltsame Assoziation, aber so ist das wohl mit altem Bratfett!

Freitag, 10. Juni 2005

Essen

Mein Buero hat lauter Fenster und vor einem ist die Kueche mit der Gefriertruhe. Das ist praktisch, weil ich so immer mitbekomme, wenn es etwas zu essen gibt :-) Ausserdem muss ich ja eh immer alles probieren, was es an authentic food gibt. Heute ist mein Magen aber reichlich angeschlagen (Notiz an mich selbst: Nein zu Whiskey-Cola, immer noch und sowieso), so dass das noch halbgefrorene geraeucherte Caribourippchenfleisch eher eine Herausforderung ist. Aber es hilft keine Ausrede, niemand hat Lust zu arbeiten, ich bin zu skinny und habe als unbezahlte, da unbezahlbare :-) Praktikantin nicht genug Geld, um mir anstaendig Essen zu kaufen trotz der guten Deutschmark...runter mit dem Gefrorenen!

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Nie im Streit zu Bett

Fuer R., damit sie ihren Glauben an die grosse, eine Liebe behaelt. Hey, sach nich, ich geb mir keine Muehe!

Ehepaar 80 Jahre verheiratet - "Nie im Streit zu Bett"
London (dpa) - Der Engländer Percy Arrowsmith (105) und seine Frau Florence (100) haben an diesem Mittwoch ihren 80. Hochzeitstag gefeiert. Das Guinness-Buch der Rekorde führt sie als das am längsten verheiratete Paar der Welt.

Als sie am 1. Juni 1925 heirateten, war Königin Elizabeth II. (79) noch gar nicht geboren. Ihr Geheimnis für eine lange und glückliche Ehe ist ganz einfach: "Wir gehen immer als Freunde zu Bett", sagte Mrs. Arrowsmith dem "Daily Telegraph". "Wir vertragen uns, bevor wir einschlafen, geben uns einen Kuss und drücken uns." Ihr Mann könne nur einschlafen, wenn sie seine Hand halte.

Meinungsverschiedenheiten gibt es heute höchstens noch, wenn sie mal wieder eine Soap-Serie im Fernsehen gucken will und er nicht. "Es ist nicht immer einfach gewesen, aber jede Minute war es wert, denn er ist viel mehr als mein bester Freund: Er ist die Liebe meines Lebens", erzählte die Jubilarin. Dabei war ihr der Büroangestellte zunächst "sehr ernst und streng" vorgekommen, als sie ihn 1922 zum ersten Mal in der Kirche traf: "Aber er ist bald aufgetaut." Der große Tag wird mit drei Kindern, sechs Enkeln und neun Urenkeln gefeiert. Mrs. Arrowsmith schwört übrigens auf einen täglichen Schluck Whisky.

Akzente setzen

Nach der Zeit in Montreal und all den Norwegern und Schwedinnen ist man Skandinavien einfach verfallen...und so freue ich mich fröhlich vor mich hin, wenn mein "adorable Scandinavian accent" am Telefon bemerkt wird und meine Name zugegebenermaßen diesen Eindruck unterstützen kann. Für eine Schwedin gehalten zu werden, weil ich zu blond für eine Deutsche sei, ist mir vorher auch noch nie passiert...

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