gearbeitet
Es gibt schon komische Seiten von noch komischeren Organisationen. Da gibt es das
Committee for Anglophone Social Action und die haben ganz viel Literatur ueber die Gaspe Region, auf die sie verweisen. Aber wie sie verweisen...geheimes Dossier oder so. Jedenfalls habe ich da angerufen.
Ich erwaehne hier lieber nicht, dass ich mir vor dem Anruf nach Quebec City meine Fragen auf frnazoesisch ueberlegt hatte, obwohl ich eine explizit anglophone Organisation anrufen sollte. Natuerlich ist niemand da, der sich damit auskennt. Montag oder so kann ich mit einem Rueckruf rechnen.
Was das heisst? Ich habe nichts zu tun, ich habe nichts zu tun. Meine Archive lassen mich auch nicht zum Zug kommen, alles ist ausgeliehen..,ich werde heute vorgeben, dass Memo zu schreiben, dass ich aber bereits Montag gemacht habe (Warum bin ich aber auch immer zu schnell???) und dann ganz schnell, ganz frueh nach Hause gehen, hihi. SONNE...
Saqiyuq - 20. Jul, 12:00
Archive sind umstaendlich. Nehmen wir an, ich moechte mich mit Kommunikation auf hoechster Regierungsebene beschaeftigen, Berichte an Privy Council 1871f. lesen. Ich weiss, dass die zur Recordgruppe 2 gehoeren. Ich konsultiere also den RG2 Ordner, der mich auf die Fundhilfen 2-7 bis 2-9 verweist. Diese wiederum klaeren mich darueber auf, welche Volumen von Verzeichnissen ich aus dem Archiv bestellen muss. Das tue ich, darf nun 24h warten, bis die Verzeichnisse da sind. Wenn ich dann in den Verzeichnissen die entsprechenden Reportnummern gefunden habe, kann ich die wiederum bestellen und werde sie, sollten sie nicht unter den Information Act fallen, nach weiteren 24h in den Haenden halten. Puh. Ich darf gar nicht daran denken, wie viel Spass ich erst haette, wuerde ich Berichte und aehnliches konsultieren muessen, die unter das ominoese Gesetz fallen und Ansicht daher gesondert und wohl begruendet beantragt werden muss.
Saqiyuq - 13. Jul, 15:13
Mein PC hat keine Festplatte mehr, jedenfalls keine, die zuverlaessig arbeiten wuerde. Die dritte, die sich in meinem Kanadajahr verabschiedet, wenn auch an drei unterschiedlichen Computern. Bekommen Praktikanntinnen die schlechtesten PCs oder liegt es vielleicht, vielleicht doch an mir? Ich spruehe vielleicht zu viele Funken und verlange zu viel Multitasking.
Nun springe ich, von einem freien Arbeitsplatz zum naechsten. Heute sitze ich an Allisons Platz, es haengen Chagallposter an der Wand und von ihrer Pinnwand laechelt mich ein Mittelschnauzer an. Moment, ist das mein Platz, oder was? Aehnlichkeiten gibt es...
Saqiyuq - 13. Jul, 10:33
Diese Woche hatte ich ein wirklich spannendes Projekt, das mich zudem auch noch in das Museum of Civilization und seine Totempfaehle fuehrte.
Es geht um litigation research, darum zu bestimmen, wer nun alles der First Nation X angehoeren kann und wie viele es so gibt. Statistics Canada ist da etwas unpraezise oder soll um andere, ethnologische Quellen bereichert werden. Ich ging also in die Archive und Bibs und dachte mir so, dass das alles ja nicht so ein grosses Problem sein koenne. Aber ploetzlich stellte sich alles als ganz anders, ueberaus spannend heraus. Im fruehen 17. Jahrhundert haben irgendwelche Missionare eine Zahl niedergeschrieben, einige Volumen ihrer Aufzeichnungen weiter finden sich jedoch Hinweise, dass diese Zahl von Menschen urspruenglich viel hoeher gewesen sein muss. Im 20. Jahrhundert aber setzte sich unter WissenschaftlerInnen die niedrige Zahl als die bestimmende durch und nun steht sie da. In den 1980ern hat jemand versucht, aufzuzeigen, das die Zahl wahrwchienlich um ein Zehnfaches zu klein war. So richitg objektiv kann das jedoch nicht nachgewiesen werden, es gibt Verweise auf die unvollstaendige Lesart der ersten Aufzeichnungen, etwas krude Modelle ueber die Anzahl bestimmter Menschen auf einer bestimmten Flaeche und so weiter... und den Abschluss mit einer neuen Zahl als Kompromiss. Diese Zahl taucht nun in den Verhandlungen auf und niemand kann sich ihren Ursprung erklaeren. Aber nun wurde der Weg nachvollzogen, von den JR ueber fruehe Ethnologen zur Ethnohistoryausgabe in den 1980ern. Das ist doch etwas. Recherchieren habe ich in meinem Studium gelernt. Und die Seite von Statistics Canada kann ich auch genial aufloesen und finde Tabellen online, die bei offiziellen Anfragen als nicht oeffentlich zugaenglich deklariert wurden. hihi, ich Pfiffikus!
Saqiyuq - 8. Jul, 17:02
Ich komme gerade von meiner ersten Stunde Deep Turbo Aquafitness wieder. Obwohl ich mich gegen den teuren Club mit Personaltrainer entschieden hatte, hatte ich heute eine Privatstunde bei Elisabeth, ausgewanderter Schweizerin und Schwaegerin von Trottoir, dem Ingenieur, der McGill gleich ein ganzes Gebaeude gestiftet hat.
Glueck muss man haben, dann erlebt man auch im Gemeindeerholungszentrum nette Dinge. Bis gerade dachte ich, dass die Stunde vielleicht doch etwas zu locker war, aber nun kann ich kaum noch meine Arme und Beine bewegen...heute Nacht werde ich hoffentlich sogar bei der Hitze schlafen koennen. Deep Turbo, das klingt irgendwie nach einem Porno, dabei meint es nur schnelle Uebungen im tiefen Wasser...ah ja. Das wird von nun an zweimal woechentlich gemacht, an den anderen Tagen steht der Fitnessraum mit anschliessendem Schwimmen an. Ich muss Mich bewegen nach 7 1/2 Stunden in klimatisierten, kuenstlich beleuchteten Raeumen oder gar dunklen Archiven.
Saqiyuq - 29. Jun, 21:51
Nachdem ich gestern Lunch mit dem Premier von Ontario hatte...gut, zusammen mit all den anderen Mitgliedern des Ottawa Club of Canada...es gab uebrigens Tomaten-Gazpacho, Kaninchenkeule an buntem Sommergemuese auf Kartoffelspitzen und Apfelstrudel...bin ich heute bei DIAND, dem Department of Indian and Northern Affairs Canada. Die haben in ihren Bib-PC ein perfides System, das mich vom E-Mail Schreiben abhalten soll. Aber immerhin das Bloggen koennen sie derzeit noch nicht verhindern! DIAND ist irgendwie ein bisschen spannender fuer mich, interessant, wie riesengross die Verwaltung der Ureinwohnerangelegenheiten Kanadas ist. Ich habe mich bereits dreimal verlaufen. Jedenfalls muss ich das behaupten, in dem Fall, dass mich jemand hier auffindet, denn mein Besucherpass gilt nur im 13. Stock. Mikrofilme koennen aber nur im 14. kopiert werden. Und das mache ich hier...Jahresberichte durchstoebern, Korrespondenzen kopieren und Schlagwoerter in Suchmaschinen eingeben...
Saqiyuq - 29. Jun, 13:45
Da bin ich nun immernoch ganz wolkig im Kopf, aus der Arktis in DIE Stadt schlechthin und dann gen Ottawa...ich fuerchte, ich muss mein Urteil ueber die USA revidieren: Ich liebe NYC!!! Diese Stadt ist so grossartig, so toll, so...West Village, ich komme!
Und nun bin ich in der kanadischen Hauptstadt, gefangen im Nationalarchiv sozusagen...gaehn! Ich wusste, warum ich mich nicht fuer Geschichte eingeschrieben habe, nicht einmal fuer Neuere und Neueste...da ich 1000 Erklaerungen unterschrieben habe, in denen ich mich zur Geheimhaltung und noch viel mehr verpflichten musste, sei zu dem
Praktikum hier nur gesagt, dass ich the rationale, purpose, and the perspectives von den ein und anderen verhandlenden Parteien bezueglich diesem oder jenem Treaty untersuchen darf und deshalb hochspannende Briefwechsel und Notizen aus vergangenen Jahrhunderten durchlesen darf. Mein ganzes Studium ueber habe ich Dokumente, an denen Mikrofilm stand, als nicht vorhanden interpretiert :-) und nun darf ich das 100fach wettmachen.
Meine Begeisterung wird bestimmt noch steigen und ueber meine Wohnung gibt es natuerlich auch wieder viel zu berichten, aber das folgt ein anderes Mal, denn nun heisst es: An die Arbeit!
Saqiyuq - 21. Jun, 14:50